Käseglocke

Käseglocke
27726 Worpswede
Tel.: 04792/950505
Fax: 04792/7771
http://www.freunde-worpswedes.de/kaeseglocke
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Museum für Kunsthandwerk

Die "Käseglocke", die wie ein Hexenhäuschen aussieht, liegt mitten im Wald versteckt. Das rundliche Holz-Haus wurde 1926 nach Plänen des Architekten Bruno Taut erbaut und wurde erst im Mai 2001 restauriert.

Heute beherbergt sie das "Museum für Kunsthandwerk". Das Gebäude wird unterhalten von den "Freunde Worpswedes e.V." (Bergstr. 17, Tel.: 04792/1277, Fax.: 04792/7771, Mail: verein@freunde-worpswedes.de, Homepage: www.freunde-worpswedes.de).

Infos lt. Wikipedia: Worpsweder Käseglocke ist die umgangssprachliche Bezeichnung für ein Wohnhaus im Künstlerdorf Worpswede in Niedersachsen.

Es wurde 1926 nach den Plänen des Architekten Bruno Taut von dem Schriftsteller Edwin Koenemann erbaut. Das Holzhaus steht heute unter Denkmalschutz und wurde in den letzten Jahren vollständig renoviert. Das Gebäude, das wegen seiner ungewöhnlichen Iglu-Form Aufsehen erregte, erhielt von den Bewohnern Worpswedes den Namen „Käseglocke“.

Edwin Koenemann kam 1908 als junger Mann nach Worpswede mit dem Ziel, Künstler zu werden. Nach Fehlschlägen in mehreren künstlerischen Genres hielt er sich als Fremdenführer über Wasser. Heute gehört Koenemann zu den bekannten Worpswedern. Sein ehemaliges Wohnhaus wurde am 1. Mai 2001 wiedereröffnet.

Die Geschichte von Koenemanns posthumem Ruhm begann Anfang der 1920er Jahre. Der Worpsweder Architekt Habich, der eng mit Bernhard Hoetger zusammenarbeitete, gab Koenemann, der sich für die expressionistische Strömung interessierte, eine ausgelesene Ausgabe der 1921/22 erschienenen Taut-Zeitschrift Frühlicht. Koenemann stieß im Frühlicht auf die Pläne für ein Taut-Einfamilienhaus, das auf der Mitteldeutschen Ausstellung in Magdeburg („MIAMA“) entstehen sollte, dort jedoch nicht gebaut wurde. Es handelte sich um ein Kuppelwohnbau oder Iglu-Haus, das bis dahin noch nicht gebaut worden war.

Der Iglu, dessen Grundidee Taut bereits auf der Werkbund-Ausstellung 1914 mit dem Glaspavillon formuliert hatte, gehört in die Reihe experimenteller Architekturübungen der Nachkriegszeit Anfang der 1920er Jahre. Das Wohnen gerät hier zu einem beschützten, behaglichen Hausen. Architektur wird als eine organische Naturform formuliert – ohne Ornament und ohne die überkommenen akademischen Regeln. Der Schornstein des Iglus bildet die Mittelachse; um ihn herum windet sich die Treppe mit den einzelnen Kammern wie in einem Schneckenhaus. Die Fenstergauben scheinen aus der Schale herausgeklappt und damit Zugeständnisse an eine menschliche Nutzung zu sein.

Koenemann, der auch als Architekt dilettierte, erkannte in dem in nur geringer Auflage publizierten Entwurf seine Chance. Er nahm die knappen Zeichnungen aus dem „Frühlicht“ und benutzte sie als direkte Vorlage für sein eigenes Wohnhaus auf dem Weyerberg in Worpswede. 1926 wurde Koenemanns Haus fertiggestellt – er nannte es „Glockenhaus“. Koenemann und der von ihm beauftragte Zimmerer hielten sich beim Aufbau der Außenfassade eng an die Taut-Vorgaben. Nur im Detail kam es zu Veränderungen. So sind die beiden kleinen Fenster neben der Eingangstür nicht rechteckig wie bei Taut, sondern dreieckig ausgeführt.

Im Inneren gestaltete Koenemann ein ganz eigenes Raumprogramm. So bekam die zentrale Halle mit einem aus Fehlbrandstücken expressionistisch gefassten Kamin die zentrale Stellung, während das Wohnzimmer im Taut-Entwurf der zentrale Raum war. Im Erdgeschoss des Iglus liegen neben der Halle und einer kleinen Toilette das Schlafzimmer und die Küche. Im Obergeschoss befinden sich zwei winzige Gästezimmer und ein großzügiger Atelierraum.

Das Haus mit einem Durchmesser von zehn Metern und ausschließlich abgeschrägten Wänden erwies sich als derart geräumig, dass das Obergeschoss von Koenemann wiederholt vermietet wurde. Problematisch war allerdings die Beheizung zweier abgeschlossener Wohnungen, die zentral über den Kamin in der Halle erfolgte.

Wie die Hoetger-Bauten wurde auch die „Käseglocke“ zu einer Sehenswürdigkeit des Künstlerdorfs. Schon zu seinen Lebzeiten galt das Haus als ein Museum für einen Außenseiter.

Ende der 1920er Jahre besuchte Bruno Taut im Rahmen der Planung der Berliner Hufeisensiedlung Britz wiederholt den Worpsweder Gartengestalter Leberecht Migge. Migge war direkter Nachbar von Koenemann und Taut muss das Plagiat seines Entwurfs gesehen haben. Es ist nicht bekannt, wie er sich zu dem „geistigen Diebstahl“ Koenemanns stellte. Koenemann gab sich weiterhin als genialer Schöpfer dieser Architektur aus.

Lange nach Koenemanns Tod bemerkte ein Kunsthistoriker die Taut-Entwürfe im „Frühlicht“ und entdeckte damit in Worpswede ein Taut-Bauwerk. Der Verein der Freunde Worpswedes erwarb 1994 die inzwischen baufällige „Käseglocke“ aus dem Nachlass der Koenemann-Witwe. Mit Mitteln des Denkmalschutzes begann nun eine detailgetreue Restaurierung des unter Bäumen liegenden Kuppelbaus. Lackschichten wurden abgetragen, Farben nach Originalbefund wieder aufgetragen. Türgriffe wurden rekonstruiert, teilweise eigens angefertigt. Die grüne Dachpappe, die der inzwischen verrotteten Originaleindeckung nahe kommt, musste aus Kanada bezogen werden.

In der „Käseglocke“ wird das Lebensumfeld Koenemanns gezeigt. Da die originale Möblierung nicht erhalten ist, präsentiert der Verein der Freunde Worpswedes in dem Haus traditionelle sowie moderne kunsthandwerkliche Arbeiten, wie Bauernmöbel, Bernhard Hoetger-Stühle und Heinrich-Vogeler-Schränke, darunter einen Waffenschrank des Pazifisten Vogeler.

Die Gartenanlage, ein Durcheinander von Mauerfragmenten und Grottenbauten, ist ein Koenemann-Entwurf, der offenbar von Hoetger inspiriert ist. Der Garten wird jetzt in seinen Originalzustand zurückversetzt. Ein weiteres Projekt der Freunde Worpswedes auf dem Koenemann-Grundstück ist die Wiederherstellung des Gästehauses aus den dreißiger Jahren: ein schmales Nurdach-Haus.

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