Karl Krummacher (1867-1955)

27726 Worpswede

Karl Krummacher (geboren 1867 Elberfeld; gestorben 1955 in Worpswede) gehört zur 1. Generation der berühmten Worpsweder Künstlerkolonie (Gründergeneration) und wurde als Sohn eines Pfarrers geboren.

Er hat in Düsseldorf studiert und kam aber erst auf Umwegen 1899 nach Worpswede – zwischenzeitlich war Krummacher Redakteur der Berliner Zeitschrift „Deutsche Kunst“, berichtete über Ausstellungen und verfolgte die Entwicklungen der aktuellen Kunstszene - und malte im Gegensatz zu seinen berühmten Kollegen impressionistisch, da er das Werk der französischen Vorbilder genau kannte.

Im Vordergrund seines künstlerischen Interesses standen Motive des bäuerlichen Lebens.

Ausführliche Wikipedia-Biographie des Malers (erstellt vom Enkel Gerhard Otto Krummacher, der seit einigen Jahren in Buenos Aires lebt):

Karl Krummacher
(* 8. April 1866 in Elberfeld bei Wuppertal; † 20. Juni 1955 in Worpswede) war ein deutscher Maler des Impressionismus und aktiv in der Künstlerkolonie Worpswede.

Leben:

Karl Krummacher entstammte einer alten Ratsherren- und Pastorenfamilie aus Westfalen. Sein Vater Karl Emil Krummacher war reformierter Theologe und Pfarrer und Superintendent in Elberfeld, seine Mutter stammte aus der wohlhabenden Bielefelder Familie Syberberg und förderte die künstlerische Entwicklung ihres Sohnes.

Er war Zeitgenosse der Gründer der 1889 entstandenen Künstlerkolonie Worpswede. Er studierte von 1884 bis 1891 mit einigen der „Alten Worpsweder“ an der Kunstakademie Düsseldorf. Später war er in der sich rasch entwickelnden Kunstszene in München tätig, darauf besuchte er die Kunsthochschule in Weimar. Auf Einladung seines Kommilitonen Fritz Mackensen besuchte er 1893 das Moordorf Worpswede, das durch das Teufelsmoor und seine bäuerliche Bevölkerung gekennzeichnet war. Sein Einkommen als Kunstmaler reichte nicht aus um eine Familie zu ernähren, so arbeitete Krummacher zunächst als Schriftsteller und Kunstkritiker in Berlin.

Auf Anraten seines Freundes Carl Vinnen kehrte er 1899 nach Worpswede zurück. Er lebte in der ersten Zeit mit der jungen Familie bei Bauern auf dem Begunenhof. Nun als Maler erfolgreich, konnte er das Haus von Fritz Overbeck im Dorf erwerben. Daneben blieb er schriftstellerisch aktiv, viele Artikel und Berichte aus seiner Wahlheimat wurden veröffentlicht.

Bis zu seinem Tod 1955 lebte er in Worpswede. Der liberale Demokrat gehörte viele Jahre dem dortigen Gemeinderat an. Zur Zeit des Nationalsozialismus verspottete er die örtlichen Nazigrößen und wurde verhaftet, aber auf Druck der Worpsweder bald wieder freigelassen.

1954 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Krummachers Malstil ist dem Impressionismus zuzuordnen, er war ein Kenner der französischen Impressionisten. Seine Motive wurden die Landschaft, aber besonders auch die Bauern und die „kleinen Leute“ aus Worpswede. Im Ort war er sehr beliebt, ging in den Häusern ein und aus, wobei viele bemerkenswerte Portraits entstanden. Mit allen Mitgliedern der Künstlerkolonie hegte er lange Freundschaften. Seine Tochter Gertrud war mit Otto Modersohns Tochter Elsbeth eng befreundet. Auch Heinrich Vogeler war mit seiner Familie häufiger Gast in Krummachers Haus.

Karl Krummacher überlebte die meisten Maler der Künstlerkolonie. Das Familiengrab liegt auf dem Friedhof der Zionskirche.

Werke (Auswahl) - Gemälde:

die Kartenspieler (Familienbesitz)

Birken in Worpswede

Worpswede im Winter

Zionskirche vom Westen

 

Literatur:

"Karl Krummacher - Ein Worpsweder Impressionist", Vorwort von Christian Modersohn. Beiträge von Gerd Mettjes, Karl R. Schütze, herausgegeben von Uta Hosenfeld-Krummacher, Verlag: Atelier im Bauernhaus, ISBN: 978-3-88132-265-2, Seiten/Umfang: 96 S., durchg. farb. - 27,0 x 21,0 cm, Erscheinungsdatum: 1. Auflage 26.07.2005 - weitere Bücher über Karl Krummacher finden Sie bei "Amazon" hier.

Artikel vom Enkel des berühmten Malers, Gerhard Otto Krummacher, der seit einigen Jahren in Buenos Aires lebt:

Die alten Worpsweder … in Buenos Aires
( Gerhard Otto Krummacher )

Als halber Worpsweder …

Was für eine Freude, Worpswede und seine Maler in Buenos Aires, im großartigen Arte Decorativo, erleben zu dürfen, wie schön, dass das TAGEBLATT so ausführlich darauf verweist !

In den letzten 30 Jahren des 19. Jahrhunderts haben die Künstler in Frankreich die Malerei aus ihrer Erstarrung herausgeholt : sie haben –zum Entsetzen des Establishments– Eindrücke und später Ausdrücke wiedergegeben und sich von der sachlichen Strenge der Eindeutigkeit eines Bildes gelöst : zuerst die Impressionisten und bald darauf die Expressionisten. Wir kennen sie alle, der Kunstmarkt überschlägt sich, wenn ein echter Monet oder Cezanne auftauchen.

Weniger bekannt sind ähnliche Entwicklungen in fast allen Länder Europas, so auch zum Ende des Jahrhunderts in Deutschland. Als „die Moderne" schon dabei war, sich auf den Weg zu machen –namentlich „die Brücke" und der „Blaue Reiter"– hatten eine Reihe von jungen Absolventen der Kunstakademien, wie Düsseldorf, München, Weimar, die neuen Entwicklungen erst einmal zu verstehen und später selbst für sich zu definieren begonnen. Einige davon wollten in die Natur, heraus aus den als dunstig und bedrückend empfundenen Städten, weg von der traditionellen, oft pompösen Historien– und Genremalerei. Sie kreierten einen naturverbundenen Expressionismus.

Auf Grund des Reiseberichtes eines Bremer Schriftstellers besuchten einige von ihnen ab 1885 das damals unbekannte Dorf Worpswede im Teufelsmoor in Niedersachsen – nördlich der alten Hansestadt Bremen. An einer großen Sanddüne, dem Weyerberg, liegt das Dorf. Die Kirche blickt aus 50 Metern Höhe über die weite Landschaft der norddeutschen Tiefebene, von zwei Flüsschen durchzogen, der Hamme und der Wümme. Einige ließen sich nieder und begannen zu malen : Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende, Fritz Overbeck, Carl Vinnen und –freilich in ganz anderer Richtung– der Schwärmer des poetischen Jugendstils, Heinrich Vogeler. Auch Karl Krummacher, mein Großvater, war seit 1899 da.

Es waren teilweise recht wohlhabende oder bereits von Mäzenen geförderte junge Menschen, die sich in Worpswede niederließen. 1895 haben sie in München ihre erste große Ausstellung und viel Erfolg.

Die berühmteste von allen wurde eine Frau : Paula Modersohn-Becker, die seit 1898 in Worpswede eine bewegende Entwicklung und Anerkennung in der Kunstwelt, bis hin nach Paris erfuhr. Sie verstarb mit 31 Jahren.

Zum Kreis der Maler kamen Schriftsteller, wie etwa Rainer Maria Rilke und bedeutende Bildhauer wie Bernhard Hoetger und Clara Westhoff.

Die Bauern lebten damals vom Abstich des Torfs und Ackerbau. Die Stelljes, Stoltes und Mahnkens haben das Treiben gelassen aufgenommen, es war der Sturm aus der „modernen" Zeit. Sie führten ein anderes Leben als die jungen Leute, die tagsüber mit der Staffelei in die Landschaft zogen und ihre Motive suchten. Viele Male standen sie jedoch selbst Modell. Auch wurde ihnen von ausschweifenden Festen der Nächte berichtet. Nach knapp 20 Jahren war alles abgeebbt. Von den Avantgardisten sind bald nur wenige geblieben : Modersohn in Fischerhude, Mackensen und mein Großvater.

© G.K. 02-11

Die alten Worpsweder … in Buenos Aires ( Gerhard Otto Krummacher )

Die Beiden haben ich noch erleben dürfen, am 8. April 1949. Sie feierten gemeinsam Geburtstag, Mackensen *1866, der erfolgreiche Gründer der Künstlerkolonie, ein Jahr älter. Beide haben sich den Mythen der Landschaft und besonders den Menschen der Gegend gewidmet. Viele Portraits auch von Worpswedern sind entstanden, so „die Kartenspieler". Manchmal auch, um damit das Brot zum Leben zu verdienen. Denn nach der Weltwährungskrise waren die meisten arm geworden. Aber die Bauern waren eben doch auch stolz auf „ihre Künstler".

Es war eine lange Fahrt vom Bodensee, wo sich mein Vater als Arzt niedergelassen hatte, bis in den Norden zum Großvater nach Worpswede. Autobahnen gab es 1949 nur bruchstückhaft, Städte wie Mannheim, Frankfurt, Köln, Münster, Bremen waren schrecklich niedergewalzt : nur Trümmer –heute gar nicht mehr vorstellbar– eben das Ergebnis des bösen nationalsozialistischen Hochmutes.

Damals ist Vaters und Großvaters Worpswede auch für mich Heimat geworden. Es ist eben wahr : die Geestlandschaft, das Teufelsmoor, das Dorf Worpswede mit seinen alten Strohdachhäusern, die Zionskirche mit dem Friedhof und seinen Denkmälern, die Himmel, die Wolken, die Wasser, die Birken, die Wollgraswiesen, der Weyerberg, die Farben und in der Kunstschau die Bilder der „Alten Worpsweder". Auch heute noch sind es diese großartigen Eindrücke, die die Besucher bezaubern. Viele Museen und Sammler bewahren die Werke der „Alten Worpsweder". Nach den ersten Malern haben aber auch junge Generationen von kunstschaffenden Menschen den Zauber der Landschaft und der entstandenen Traditionen erkannt und sind in Worpswede als Künstler heimisch geworden.

Auch die „Moorbauern" gibt es noch, man trifft sie beim Schützenfest, auf dem Sportplatz und in der Kirchengemeinde. Also, trotz aller Kaffeefahrten der Touristen :

Worpswede ist das Dorf der Bauern und der Künstler geblieben !

( Wer mehr wissen will : www.worpswede24.de )

© G.K. 02-11

Dem Maler und Schriftsteller Karl Krummacher zu Ehren gibt es heute in Worpswede den Karl-Krummacher-Weg.



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