Die in Bremen als siebentes Kind des Oberrealschullehrers Professor Dr. Alwin Oppel geborene Lisel Oppel (1897-1960) war eine leidenschaftliche
Malerin und führte ein abwechslungsreiches und abenteuerliches Leben, das sie in Briefen, einem Tagebuch, vor allem aber in Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden festgehalten hat.
Anders als die ebenfalls aus Bremen gebürtige
Paula Modersohn-Becker war es „bei uns selbstverständlich, dass ich eines Tages
Malerin werden musste“, erinnerte sie sich später. Das lag wohl auch daran, dass in der Familie ihrer aus der Schweiz stammenden Mutter zwei ihrer Tanten Malerinnen waren. So konnte Lisel Oppel ohne Umwege von 1914 bis 1918 in München und Bremen Malerei studieren.
Eine deutliche Beziehung gibt es zu
Paula Modersohn-Becker: Als deren Briefe und Tagebuch-Aufzeichnungen 1917 von Sophie Gallwitz erstmals ausführlicher veröffentlicht wurden, bewirkte ihre Lektüre, dass die junge Malerin 1919 dauerhaft nach
Worpswede zog. Bestärkt wurde sie darin durch den Bremer Walter Müller, der bald darauf Bettina Vogeler, eine Tochter von
Heinrich Vogeler, heiratete. Mit Heinrichs Frau Martha verband Lisel Oppel schon bald eine lebenslange Freundschaft, so dass sie zu Martha ins
Haus im Schluh zog.
Lisel Oppel machte während ihrer Schaffenszeit zahlreiche Reisen, die sie manches Mal auch impulsiv unternahm, obwohl sie von ihrer Malkunst allein nicht leben konnte. So arbeitete sie in den Krisenjahren nach dem Ersten Weltkrieg im Emsland auf einem Bauernhof und verdiente sich später in Italien am Golf von Salerno als Keramikerin ihren Lebensunterhalt. Dass sie ihre Touren, etwa 1936 in Kalabrien, als Anhalterin unternahm, bot zusätzliche Anreize, Land und Leute kennenzulernen. Während ihrer zweiten Italien-Aufenthalts, der immerhin fünf Jahre dauerte, wurde 1932 ihr Sohn Claudio auf Ischia geboren.
Immer wieder zog es Lisel Oppel aber nach
Worpswede zurück, von dem sie 1921 begeistert geschrieben hatte: „Ich bin in Worpswede! Ich liebe es, ich liebe die Landschaft, und fast jeden Tag male ich“.
Wie ihre Vorgängerin
Paula Modersohn-Becker orientiert sie sich an Gauguin und van Gogh, malt in kraftvoll leuchtenden Farben, setzt mit expressivem Duktus blaue Begrenzungslinien in Landschaftspartien. Besonders verbunden fühlte sich Lisel Oppel der
Aquarellmalererei.
Viele Werke (Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Notizen, ein Tagebuch und Briefe) von Lisel Oppel, die 1960 starb und auf dem Worpsweder
Friedhof neben der
Zionskirche ruht, schenkte der in Rotenburg lebende Sohn Claudio Oppel am 136. Geburtstag von
Heinrich Vogeler im Dezember 2008 dem
Barkenhoff (konzeptionelle Grundlagen aus: Rotenburger Rundschau GmbH & Co. KG).
In Worpswede erinnert heute der
Lisel-Oppel-Weg - der wohl schönste Panoramaweg am
Weyerberg - an die 1919 in den Künstlerort gekommene
Malerin aus der 2. Generation, die im nahegelegenen
Nurdachhaus am
Niedersachsenstein wohnte. Der Weg bietet einen herrlichen Blick in die Hammelandschaft, der bei gutem Wetter bis in die nahegelegene Kreisstadt
Osterholz-Scharmbeck reicht.